STATION 6: GRENZVERLAUF ZWISCHEN PÜTZCHEN UND BECHLINGHOVEN
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INFORMATIONEN ZUR GRENZVERLAUF ZWISCHEN PÜTZCHEN UND BECHLINGHOVEN
Wo ist die Grenze zwischen Bechlinghoven und Pützchen?
Auf diese oft gestellte Frage finden wir an dieser Station des Geschichtsweges die Antwort.
Der Graben des Alaunbachs am östlichen Ende der Marktwiese markiert die „grüne“ Grenze zwischen den beiden Ortschaften.
Der Alaunbach unterquert die Marktstraße in einem Rohr und fließt im offenen Graben noch rund 200 m weiter in nördlicher Richtung, um an der von-Ketteler Straße unter der Erde zu verschwinden.
Weiterer Grenzverlauf bis zum Friedhof
Für die alten Bewohner von Pützchen und Bechlinghoven bildeten auch die östlichen Grundstücksgrenzen der Hausgärten der an der Friedenstraße gelegenen Anwesen den weiteren Grenzverlauf bis an das Friedhofsgelände an der Karmeliterstraße.
Nach dieser von den Ahnen überkommenden Lesart gehören die Häuser an der von-Ketteler Straße und der Mutter-Barat-Siedlung (Mutter-Barat-Straße, Stegerwaldstraße und Karmeliterstraße -ab Friedhof in östlicher Richtung) zu Bechlinghoven. Der Friedhof selbst liegt auf Pützchener Gebiet.
Wasserreiches Bechlinghoven
Sechs Bäche fließen durch den Ort:
Alaunbach, Mühlenbach, Rosenbach, Teufelsbach, Weidenbach und Wolfsbach.
Zurück zum „Grenzfluss“ Alaunbach:
Nachdem er an der von-Ketteler Str. unter der Erde verschwunden ist, gelangt er an der Alten Schulstraße neben Haus Nr.14 wieder an die Oberfläche, um sodann zwischen Gärten nach Norden weiter zu fließen. Bevor er die Siegburger Straße in Höhe des Hauses Nr. 365 erreicht, vereinigt er sich mit dem von Osten in einem Straßengraben zufließenden Mühlenbach. Bis hierhin hat er von seinem Quellgebiet südlich der Kath. Grundschule in Holzlar (im Volksmund wird das Gebiet „sibbe Quelle“ -sieben Quellen- genannt) rund 2,5 km zurückgelegt. Der vereinigte Bach trägt ab hier den Namen Vilicher Bach. Dieser fließt renaturiert und mäandernd über Vilich-Müldorf und Vilich in Richtung Rhein.
Mühlenbach
Der Name verweist auf die Holzlarer Mühle, die er von Holtorf kommend, antrieb.
Der Mühlenbach floss früher von Holzlar kommend an der heutigen Müldorfer Straße entlang durch Bechlinghoven hindurch und in dem (heutigen) Bett des Alaunbaches weiter. Er bog also nicht beim Finkenweg in Richtung des Kautex-Werkes ab. So konnte er am Kapitelshof auch die öffentliche Viehtränke speisen.
Historische Grenze zwischen den Amt Blankenberg und Löwenberg
Auf seiner Nordseite sah der Mühlenbach (1773) zwei Häuser bzw. Anwesen, an seiner Südseite zwölf. Die nördlichen zählten damit zum Amt Blankenberg, während der Ort als solcher, zum Amt Löwenberg gehörte. (weitere Infos unter „Mehr erfahren“)
Teufelsbach
Der 880 m lange Bach hat sein Quellgebiet nördlich der Forschungsstelle für Jagdwesen an der Pützchens Chaussee. Er fließt im Graben parallel zu der Straße „Auf den sauren Wiesen“ neben der Kleingartenanlage bis zur Mündung in den Alaunbach südlich Glückstraße/Holzlarer Weg.
Rosenbach
Über den nur 670 m langen Bach aus dem Quellgebiet südlich von Pützchens Chaussee/Holtorfer Straße, der südlich vom Holzlarer Weg/Am Weidenbach mündet, lassen sich nur wenige Details nennen. Er ist entlang der Straße „Rosenbach“ kanalartig begradigt und fließt im weiterem Verlauf parallel zu der Trasse der Industriebahn, um in Höhe der Straße „Am Weidenbach“ in den Alaunbach zu münden.
Weidenbach
Der Weidenbach entspringt wie der Rosenbach im Quellgebiet südlich Pützchens Chaussee im Ennertwald. Vergleichbar mit dem Rosenbach hat er eine Länge von 670 m. Er fließt in einem Graben durch Wald, landwirtschaftliche Nutzflächen bis zur Mündung in den Alaunbach südlich von Am Weidenbach/ Holzlarer Weg.
Wolfsbach
Der Wolfsbach fließt nur wenige Meter durch die Bechlinghovener Ortslage. Genauer gesagt streift er den nordöstlichen Ortsrand, ehe er kurz vor der Einmündung der Müldorfer Straße in die Siegburger Straße (bei der Lärmschutzwand) in den Mühlenbach mündet.
Der Wolfsbaches entspringt im Holzlarer Ortsteil Gielgen innerhalb des 13 ha großen Naturschutzgebietes Wolfsbachtal. Von dort aus fließt das Gewässer in nordwestliche Richtung ab und betritt das Stadtgebiet von Sankt Augustin, auf dem es den Stadtteil Hangelar passiert. In Hangelar -hier ist das Foto entstanden- knickt der Gewässerlauf in südwestliche Richtung ab, führt auf rund 700 Metern Länge an der B 56 entlang. Bis zur Mündung hat er 3,5 km zurückgelegt.
Mehr erfahren:
Die Geschichte des Alaunbaches beginnt mit einer Verlegung im Jahre 1822. Ursprünglich floss der Bach von seinem Quellgebiet Auf der Hardt zwischen Holzlar und Niederholtorf direkt in den auch zur Viehtränke genutzten Mühlenbach – etwa entlang der Hardtweiherstraße (Holzlar) am dortigen früheren Mühlenteich.
1822 wurde nach Anwohnerklagen in einer vom Bürgermeister in Vilich vermittelten Vereinbarung zwischen Bauern von Bechlinghoven und Holzlar sowie dem Bergmeister Leopold Bleibtreu »für sich und als Geschäftsträger der Berg-und Hüttengewerkschaft auf der Hardt« ein Abzugsgraben zur Aufnahme der »vitriolischen Ausflüsse vom Rothenberg« und der Abwässer der beiden Alaunhütten angelegt. Der Alaunbach diente nun als offener Abwassergraben zur Ableitung der aus den Schlacken der Alaunhütte Il hervortretenden Abwässer; in den Teufelsbach gelangten die aus den Halden der Alaunhütte | (an Pützchens Chaussee) ausfließenden Wässer.
In den Alaunbach flossen außerdem rotbraune Sickerwässer aus den dort ebenfalls abgebauten Tonerde- und Braunkohlevorkommen. An der Hardtweiherstraße sind Teile der Abwasseranlage noch sichtbar.
(zitiert nach Georg Schwedt, Bonner Bäche,2. Aufl.2022)
Exkurs:
Alaunabbau
Die Ennert-Hardt zwischen Holzlar und Oberholtorf und die anschließende Holtorfer Hochfläche waren im 19. Jahrhundert die Stätte des ersten industriellen Geschehens in unserer Region.
In drei Fabrikanlagen wurde Alaun produziert
Seit 1806 wurde – im heute bewaldeten – Hangbereich in drei Fabrikanlagen das Mineralsalz Alaun erzeugt.
Die Rohstoffbasis dafür war alaunhaltige Braunkohle, die auf dem Plateau im Untertage-Bergbau gefördert wurde.
Die Unternehmer waren die Gebrüder Bleibtreu auf der Nordseite sowie J. W. Jürgens mit Partner, später M. Jaeger auf der Südseite. 1853 schlossen sie sich zur Bonner Bergwerks- und Hüttenverein Aktiengesellschaft zusammen.
Um 1850 war die Alaunfabrikation die größte im damaligen Staat Preußen
Die Alaunproduktion war zu diesem Zeitpunkt die größte im damaligen Staat Preußen. Mit über 500 Beschäftigten war das Unternehmen der bedeutendste Arbeitgeber der Region.
Um 1800 wurde erkannt, dass in der Braunkohle und in mit ihr vermischten anderen Erden die Basisstoffe zur Erzeugung von Alaun vorkamen. Diese lagen in größerer Tiefe, was deshalb zum Untertage-Bergbau führte. Der nahm schließlich die volle Fläche zwischen Holtorf, Vinxel, Stieldorf und Hoholz ein.
Über die gesamte Zeit dürfte etwa eine Million Tonnen Alaunkohle, jährlich durchschnittlich 16.500 Tonnen, gefördert worden sein und etwa 500.000 Tonnen Heizkohle,jährlich durchschnittlich 10.000 Tonnen.
Alaun
Alaun ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Mischmetallsalzen der Schwefelsäure (Sulfate). Die auf dem Holtorfer Plateau geförderten erdigen Gemenge enthielten Bestandteile (Eisen- und Schwefelkies), aus denen sich schwefelsaure Tonerde zusammensetzen ließ, die ihrerseits durch das Hinzufügen von schwefelsaurem Kali in das kristallwasserhaltige Doppelsalz Kalium-Aluminium-Sulfat verwandelt wurde.
Dies geschah in einem komplizierten und aufwendigen Verfahren, teilweise unter freiem Himmel. Dabei konnten die Basisstoffe dank ihrer guten Löslichkeit unter Einsatz von Wasser aus der Asche der zunächst verbrannten Braunkohle-Erden herausgewaschen und beim Verdampfen des Wassers mittels chemischer Reaktionen zu dem reinen Alaun umgewandelt werden, das in farblose klare Oktaeder von beträchtlicher Größe auskristallisierte.
Alaun wurde beim Textilfärben und bei der Leder- und Leimherstellung verwendet
Alaun fand insbesondere bei der Leder-, der Papier- und der Leimherstellung sowie bei der Textilfärbung Verwendung. Die Produktion von der Ennert-Hardt ging vornehmlich zur Türkisch-Rotfärberei der Textilfabriken im Tal der Wupper, später auch bis nach Ost- und Süddeutschland sowie in die Schweiz.
Die Jahresproduktion wird in Spitzenzeiten auf 800 Tonnen Rein-Alaun geschätzt.
Zitiert nach „Geschichtsweg >Braunkohle + Alaun auf der Ennert-Hardt<“ Denkmal-und Geschichtsverein Bonn rrh.
Mühlenbach trennt Bechlinghoven und Holzlar
Heinrich III. von Sayn stirbt 1246/47 kinderlos, seine Grafschaft geht an zwei Neffen über – was schließlich zu ihrer Teilung in das Land Blankenberg und in ein (neu geschaffenes) Land Löwenberg führt. Der Blankenberger nennt sich, da seine Frau die Herrschaft Heinsberg (Selfkant, bei Aachen) mit in die Ehe bringt, „Herr von Heinsberg und Blankenberg”, der Löwenberger „Herr von Löwenberg”.
Von dieser Teilung wurden Holzlar und Bechlinghoven in ganz besonderer Weise berührt. Territorialgrenzen in der Morphologie der Landschaft begründend, galt der Mühlenbach als natürliches Scheidemal. Holzlar, fast ausschließlich auf der Nordseite des Baches gelegen, wurde blankenbergisch, Bechlinghoven, auf der Südseite, löwenbergisch. Diese Trennung sollte sich bis in unsere hinein auswirken.
Obgleich beide Länder 1469 (Blankenberg) und 1483 (Löwenberg) an das Herzogtum Berg gelangten, blieben sie als getrennte Ämter und mit unterschiedlichen Verwaltungszentren weiter bestehen: Blankenberg, später Hennef/Sieg, bzw. Löwenberg, später Honnef/Rhein. Nachdem das Herzogtum Berg 1815 an Preußen gefallen war – wie auch das Kurfürstentum Köln -, stellte die Ämtergrenze zwischen Holzlar und Bechlinghoven die neue Grenze des Landkreises Bonn mit dem Siegkreis dar.