STATION 5: ANSCHLUSS NACH EUROPA
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INFORMATIONEN ZUR STATION 5: ANSCHLUSS NACH EUROPA
Ein Bahnhof mit europäischen Verbindungen.
Die sogenannte „Industriebahn“ transportierte von 1900 bis 1994 über die Gleise, die hier den Holzlarer Weg kreuzen, Güter von Industriebetrieben zum Güter-Bahnhof Beuel. Unweit von hier in Richtung Holzlar lag der Bahnhof „Bechlinghoven“. Ja genau! Bechlinghoven verfügte viele Jahre lang über einen Bahnhof und hatte deshalb Anschluss an das europäische Schienennetz!
Die Vorgeschichte:
Zuerst gab es die Bröltalbahn
Die Rhein-Sieg Eisenbahn AG hatte 1890 von Beuel nach Siegburg sowie nach Hennef, Oberpleis, Waldbröl bis nach Asbach ein umfangreiches Schmalspur-Schienennetz aufgebaut: die Bröltalbahn.
Deren Trasse verlief zunächst vom Bröltal-Bahnhof (heute Gaststätte Bahnhöfchen) am Beueler Rheinufer in der Nähe der Kennedy-Brücke durch mehrere Unterführungen bis nach Beuel-Ost (heute Radweg). An der Siegburger Straße ging es in Straßenseitenlage nach Hangelar (Bahnhof gegenüber „Glocke“) und über Niederpleis bis nach Waldbröl und Asbach im Westerwald.
Pützchen bekam einen Bahnhof für Personen- und Güterverkehr in der Nähe der Einmündung der Pützchens Chaussee in die Siegburger Straße. Bechlinghoven war nicht direkt an die Bröltalbahn angeschlossen.
Quellenangabe: Stadtarchiv St. Augustin/ SN 175/00324
Dann kam die Kleinbahn Beuel-Großenbusch hinzu
Um 1898 traten mehrere Industriebetriebe im Raum Beuel, darunter Westdeutsche Jutespinnerei, Asphaltfabrik von C.H. Andernach, Hangelarer Thonwerke, Bonner Verblendsteinfabrik für den Bau einer normalspurigen Eisenbahnstrecke ein.
Eine Trasse für eine Kleinbahn von Beuel, am Finkenberg vorbei, über Pützchen, Bechlinghoven, Kohlkaul, Hangelar bis nach Großenbusch (heute Ortsteil von St. Augustin) sollte von der Aktiengesellschaft für Bahn-Bau und Betrieb (BBB) hergestellt werden.
Man ging zielstrebig zur Sache, legte schon bald eine Streckenplanung vor und schloss Anschlussverträge mit den an der Strecke liegenden Unternehmen. Die beteiligten Gemeinden stellten Grundstücke zur Verfügung, manche Parzellen mussten enteignet werden und nach einigen wenigen Umplanungen erteilte der Regierungspräsident Hugo Samuel Freiherr von Richthofen am 30.Januar 1900 der in Frankfurt am Main ansässigen Industriebahn AG die Genehmigung zum Bau und Betrieb der Kleinbahn Beuel-Großenbusch. Die BBB ging zwischenzeitlich in der Deutschen Eisenbahngesellschaft AG (DEAG) auf, deren Tochtergesellschaft wiederum die Industriebahn AG war.
Der erste Zug der Industriebahn rollte 1900
Schon am 14.Mai 1900 begannen die Erdarbeiten, zunächst auf Beueler Gebiet. Die Arbeiten an der insgesamt 6,2 km langen Gleisstrecke gingen zügig voran, so dass bereits am 21.12.1900 der reguläre Betrieb der „Kleinbahn Beuel-Großenbusch“, in der Bevölkerung nach ihrer Eigentümerin „Industriebahn“ genannt, begann.
Da der Schienenstrang von Anfang an in Normalspur (1435 mm) errichtet worden war, konnten alle Güter ohne Probleme ab dem Bahnhof Beuel durch die Staatsbahn weiterbefördert werden. Eigentümerin der Strecke blieb die Industriebahn AG in Frankfurt bis zur Schließung 1994.
Der Pützchener Bahnhof lag an der Holtorfer Straße
Der Bahnhof Pützchen lag an der Holtorfer Straße. Auf dem Gelände befindet sich heute die Thomas-Eisenhandel GmbH.
Gegenüber befanden sich die Dependance der Bonner Fahnenfabrik und neben dem Bahnhof das Gelände des Beueler Betonwerk Koll.
Der Bahnhof Bechlinghoven
In Bechlinghoven zweigte von der Hauptstrecke nach rechts ein Ladegleis ab, das direkt am Holzlarer Weg lag. Heute befindet sich dort die Tennisanlage des TC TuS Pützchen 05 eV.
Man findet heute noch neben der Strecke einen Kilometerstein „Bahnkm 2,8“. Er markiert in etwa die Lage des Bahnhofs.
Eintrag im offiziellen Bahnhofsverzeichnis
Bechlinghoven, Stadt Beuel, Krs Bonn, Land NRW, NE (Beuel-Großenbusch) (Beu)
Darstellung in Fahles Orts- und Bahnhofsverzeichnis (OBV) in den 1950er Jahren.
Frachtgut Rohton und Ziegelei-Produkte
Die Blütezeit der Station lag in den ersten Jahren des letzten Jahrhunderts. Stammkunde war damals der „Bonner Bergwerks- & Hüttenverein”, der in der in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Grube Ton abbaute. Über eine Sturzrampe gelangte der Ton aus Loren direkt in die bereitgestellten Waggons der Industriebahn. Diese wurden dann nach Kohlkaul, Hangelar oder Großenbusch gefahren. Dort wurde der Ton verarbeitet.
Im Meßtischblatt von 1895 ist neben der Tongrube eine Ziegelei dargestellt, sodass anzunehmen ist, dass auch hier an Ort und Stelle der Ton gebrannt wurde.
Die fertigen Ziegelei-Erzeugnisse wurden ebenfalls auf die Industriebahn verladen. Die rollten dann über Beuel zu Empfängern in ganz Deutschland. Anfang der 1920er Jahre wurde der Tonabbau eingestellt. Die Tonbestände waren erschöpft. Auf dem Luftbild aus 1936 sind die Sturzrampe und das Abstellgleis noch sehr gut zu erkennen; ebenso die mit Wasser vollgelaufene Tongrube an der Ecke Glückstraße/ Holzlarer Weg.
Kriegswirtschaft führt zur Belebung des Bahnverkehrs
1942 erfuhr die Industriebahn eine Verkehrsbelebung. Im Zusammenhang mit Aktivitäten der Luftwaffe am Hangelarer Flugplatz wurde um das Jahr 1942 ein ca. 400 m langes Ladegleis gebaut. Die Ausfädelung des Ladegleises begann mit einer Weiche vor der Straße Rosenbach in Pützchen. In Steinwurfweite verliefen beide Gleise parallel bis zum Bahnhof Bechlinghoven. Mit zwei Weichen wurde das Gleis in Bechlinghoven angebunden
Die Anlage trug die Bezeichnung “Luftwaffengerätelager Ost”.
Die Wehrmacht verlud hier Telegrafenstangen, Porzellanisolatoren, Kabeltrommeln und anderes Material. Die Masten waren auf einem großen Lagerplatz auf den Marktwiesen gestapelt.
In einer Halle mit Gleisanschluss wurden Telegrafenleitungen, Isolatoren u.ä. gelagert.
Diese Halle steht immer noch am südlichen Ende des ehemaligen Sportplatzes Pützchen. Sie wurde 1948 von der Firma Rudolf Althoff Metallverarbeitung übernommen.
Zeitzeugen erinnern sich, dass in den Kriegsjahren 1942 – 1945 täglich ungenügend verpflegte Menschen in gestreifter Sträflingskleidung (vermutlich russische Kriegsgefangene) aus dem Gefangenenlager in Hangelar zu Fuß und unter Bewachung für den Gleisbau und für die Verladearbeiten herangeführt wurden.
Bombentreffer sorgt für Betriebsunterbrechung
Ein Bombenangriff an Ostern 1942 traf die Gleise des „Luftwaffengerätelagers Ost” und der Industriebahn, sodass der Bahnbetrieb eine Zeit lang unterbrochen werden musste.
Zur gleichen Zeit wurde auch die Pützchener Kirche von einer Brandbombe getroffen, sie brannte bis auf die Grundmauern aus. Auf dem Foto sind Oberschaffner Klein (vorne) aus Küdinghoven und in Uniform Bahnmeister Buchholz aus der Glückstraße zu erkennen, dahinter der zerstörte Rest der Sturzrampe für Loren.
Der Bahnhof kämpft uns Überleben
Bis 1956 wurden nach und nach das Ladegleis und die Weichen der Wehrmachtsanlage entfernt. Auf der ehemaligen Trasse des Militärgleises wurde die Zufahrtstraße zur Firma Althoff gebaut. Auch das Sturzgerüst für die Loren wurde 1958/59 abgebaut.
Der ehemalige Pützchener Bahnmitarbeiter Rolf Bohlken berichtet: „Die Industriebahn und mit ihr die Station Bechlinghoven rückte an die letzte Stelle der Verkehrsstatistik. Gelegentlich wurden in der Zuckerrübenkampagne im Herbst Waggons mit “Zuckerknöllche” verladen. Das Herz-Jesu-Kloster und das St. Albertus-Magnus Altenheim in Pützchen erhielten vereinzelt Stückgut für ihre landwirtschaftlichen Betriebe, zu wenig allerdings, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten.“
Seit 1962 gehörte Rohproduktenhändler Gottlob Lehmann zum Nutzerkreis der Station Bechlinghoven, indem er sporadisch Waggons, die auf dem Streckengleis hielten, mit Schrott belud.
1965 unternahm die ehemalige Stadt Beuel den Versuch, den Schienenstrang für den Auf- und Abbau von Pützchens Markt zu nutzen. Hintergrund war, dass die Laderampe im Beueler Bahnhof und die Zufahrtstraßen zum Marktgelände durch die großen Schaustellerfahrzeuge stark belastet wurden. Aber auch diese saisonale Maßnahme hätte die Ertragslage der Bahn nicht verbessert, weshalb der Plan nicht weiterverfolgt wurde.
Das Ende
Mit dem letzten Güterzug wurde am 28.April 1994 der Bahnverkehr der Deutschen Eisenbahn-Gesellschaft in Frankfurt eingestellt.
Die Stadt Bonn kaufte Ende Dezember 1995 die gesamte Trasse. Die Anfang 1995 neu gegründete Rhein-Sieg-Eisenbahn- Betriebsgesellschaft übernahm die Betreiberverantwortung für die Strecke. Ein paar Jahre lang setzte sie im September jeweils Pendelzüge ein, die Besucher von Beuel bzw. Hangelar zum Pützchens Markt brachten. Der Haltepunkt mit provisorischem Bahnsteig befindet sich hinter der evangelischen Nommensenkirche an der Straße „Am Weidenbach“.
Mehr erfahren:
Bechlinghoven war in den europäischen Güterverzeichnissen eingetragen
Wenn man von 1900 bis 1970 in den Güterverzeichnissen nachsah, fand man auch dort den Bahnhof Bechlinghoven. „Das war in ganz Europa zu sehen! Überall konnte also man erkennen, was möglich war im Schienengüterverkehr“, erklärt der Eisenfachmann Rolf Bohlken.
Bedeutung der Abkürzungen:
Bechlinghoven Klammervermerk (Beu): amtliche Abkürzung für Kleinbahn Beuel-Großenbusch.
Zu 220
Es wird eine Zuschlagfracht nach Ordnungszahl 220 erhoben.
Köl 803
Ordnungszahl im Bezirk Köln.
Mu: Beuel Industriebahn
Mutterbahnhof: Beuel Industriebahn
Das bedeutet: die Station Bechlinghoven ist nicht mit einem Bediensteten besetzt.
Schwerer Unfall mit Linienbus
Rolf Bohlken erzählt: „Ein schwerer Unfall ereignete sich am 06.09.1962, kurz vor Pützchens Markt. Ein Güterzug mit 4 Wagen fuhr von Beuel nach Hangelar/Großenbusch. Unter fortwährendem Läuten und zusätzlichen Pfeifsignalen erreichte er um 16.35 den Heideweg (heute: Müldorfer Straße).
Gleichzeitig näherte sich ein Linienbus der Rhein-Sieg Eisenbahn AG mit 20 Fahrgästen (von Bonn nach Heidebergen) dem Bahnübergang. Durch eine Baumaßnahme (Aushub für ein Wohnhaus direkt neben dem Gleis) war das freizuhaltende Sichtdreieck nicht mehr gegeben. Der Bus prallte mit kaum verminderter Geschwindigkeit in die linke Flanke der Lok. Die gesamte Vorderfront des Busses wurde aufgerissen. Der Zug kam nach 50 m zum Stehen.
Der Busfahrer wurde eingeklemmt. Insgesamt gab hier es sieben Schwer- und acht Leichtverletzte. Die nahezu unverletzte Lokmannschaft bedeckte sofort das Feuer in der Feuerbüchse mit Erde, um einen explosionsartigem Zerknall des Kessels zu vermeiden. An den Waggons entstand nur leichter Schaden.“
Bröltalbahn
Am Beueler Bahnhöfchen nördlich der Kennedybrücke direkt am Rheinufer hält längst kein Zug mehr an, es führen auch keine Gleise mehr dorthin. Doch lange Zeit war das „Bahnhöfchen“ Start- und Endstation der Bröltalbahn. Vorgänger waren Pferdebahnen für den Gesteins- und Erztransport im Pleistal (ab 1857) und Bröltal (ab 1862). Ab 1863 wurden kleine Dampfloks eingesetzt.
Die Bröltaler-Eisenbahn-Aktiengesellschaft, 1869 gegründet, sorgte ab 1872 für einen regelmäßigen Personenverkehr und war so die erste öffentliche Schmalspurbahn Deutschlands. Hauptzweck blieb jedoch der Güterverkehr. An der Endstation Beuel wurde vor allem Basalt von der Bahn auf Rheinschiffe verladen.
Damals war die Beueler Basalt-Union ein wichtiger Arbeitgeber. Teile der Bahnstrecke wurden immer noch (ab Bahnhof Beuel) von der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) sporadisch bedient, so etwa um die Jahrtausendwende für den Personentransport zum Pützchens Markt. Das Beueler Bahnhöfchen ist heute eine beliebte Gaststätte samt Biergarten und einem unverbaubaren Blick auf das linksrheinische Bonn unterhalb der Kennedybrücke.
Stilllegung der Pleistalstrecke
1962 wurde die Pleistalstrecke aufgegeben und 1965 offiziell stillgelegt. Im Jahr 1967 stellte die Rhein-Sieg-Eisenbahn AG ihren Betrieb auf dem gesamten Streckennetz ein. Der Abbau der Schienen erfolgte in den Jahren 1971 und 1972. Heute dient die ehemalige Trasse ganz überwiegend als Fahrradweg, der -am Beueler „Bahnhöfchen“ beginnend- durchgehend bis Oberpleis verläuft.
Eine Schmalspurbahn für Personen und Güter
Die Schmalspurbahn der Bröltaler Eisenbahngesellschaft (BTE), entstanden aus der „Actien-Commandite-Gesellschaft Friedrich Gustorff & Co.”, wurde im Jahr 1862 als ältestes deutsches Kleinbahn-/Schmalspurnetz gegründet. Ab 1921 firmierte sie als „Rhein-Sieg Eisenbahn AG” (RSE). Zunächst wurden vor allem Erze und Basaltsteine, ab 1873 aber auch Personen befördert.
Die Schmalspurbahn wurde in ihren Teilstrecken 1890 gebaut und ab 1891 im Abschnitt Hennef – Niederpleis – Beuel am 01.12.1891 eröffnet. Auf dem heutigen Bonner Stadtgebiet verlief die Trasse, vom Rheinufer in Beuel („Bahnhöfchen, daneben Verwaltungsgebäude der Basalt-Werke) durch mehrere Unterführungen bis zur Siegburger Straße /Ecke Gartenstraße, dann parallel zur Siegburger Straße, um dann ab Hangelar neben der Kölnstraße bis zum Haltepunkt an der Gaststätte „Die Glocke“ zu verlaufen.
Haltepunkt Hangelar
Ab 1891 übernahm die Bahn auch den Transport für die Keramik-Industrie. 1955 wurde die Strecke der Bröltalbahn durch die Ortslage Hangelar aufgegeben und stattdessen an die Bonner Straße verlegt. Bis dahin bestand ein Bahnhof etwa auf der Höhe der heutigen Gaststätte „Die Glocke“ an der Kölnstraße. Dem Betreiber der Gaststätte oblag als Agent die Betreuung des Haltepunktes.
Übergabebahnhof Hangelar
Im Kreuzungsbereich der Bonner Straße (B56) mit der Konrad-Adenauer-Straße südöstlich von Hangelar trafen die Trassen der ehemaligen normalspurigen Kleinbahn Beuel-Großenbusch (diese führte zu den HASTAG-Tonwerken) und der schmalspurigen Bröltalbahn zusammen. An einer besonderen Übergabestation konnten hier ab 1955 Waggons der Kleinbahn mit ihrer größeren Spurbreite (normalspurig) auf spezielle Trägerwaggons der schmalspurigen Bröltalbahn verladen werden. Ein regelgerechtes Bahnhofsgebäude bestand hier nicht.
Der Betrieb als Übergabebahnhof wurde im Oktober 1962 eingestellt. Anschließend wurde die Anlage abgebaut.
Heute sind nur noch die beiden Gleise der Kleinbahn bis zur Trafostation (am Prellbock) vorhanden. Mit Gebüsch überwachsen findet man zwischen der Einmündung des Pützchensweges und der Konrad-Adenauer-Straße noch Betonfundamente der Rollwagengrube und der Übergabestation.