STATION 2: KIRMESHOF

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INFORMATIONEN ZUR STATION 2: KIRMESHOF

Wir blicken in den malerischen Innenhof des Kirmeshofes, so wie ihn der Maler Johannes Leszczynski im Jahr 1921 sah. Der Maler nimmt uns mit in die große dreiflügelige Anlage, und wir schauen aus der westlichen Ecke auf das Wohngebäude und das große Torhaus. Das kleine Hoftor steht offen und gibt den Blick auf die gegenüberliegenden Felder frei.

Multitalent als Gärtner und Maler

Er hatte wohl Zugang zu dem Gutshof, weil er bis 1920 Gärtner bei der in Pützchen ansässigen „Peiperschen Heilanstalt“ (der offizielle Name lautete: „Heilanstalt Pützchen –Privat-Heil- und Pflege-Anstalt für Nerven und Gemütskranke der gebildeten Stände“) war. In seiner Freizeit malte er gerne und viel. Von ihm sind zahlreiche Bilder mit Motiven aus Pützchen und Umgebung erhalten.

Besitzverhältnisse

Der Inhaber der Heilanstalt war Dr. Alfred Peipers. Er hatte auch den Bechlinghovener Kirmeshof in seinem Besitz, solange er Eigentümer der Gebäude im Schatten der Pützchener Kirche war (1916 – 1920).

Davor (1907 – 1916) stand der Kirmeshof im Eigentum von Jakob Friedrichs. Er war zugleich Gemeindeverordneter und Mitglied des Kreistages.

Nach dem Verkauf des Anstalts-Areals an den Sacré Coer-Orden im Jahr 1920 übernahm Franz Weiland, der bis dato Verwalter (Oekonom) bei Dr. Peipers war, die Verwaltungsverantwortung über den Kirmeshof.

Zum Kirmeshof gehörte umfangreicher Grundbesitz in Bechlinghoven, z.B. an der rechten Seite der Müldorfer Straße zwischen den Straßen Im Bonnet und Im Blankert (seit den 1960er Jahren mit Wohnhäusern bebaut); ferner weite Ackerflächen direkt gegenüber der Hofanlage (heute bebaut mit Wohnhäusern Müldorfer Straße 55 -95) sowie Wiesen und Weiden entlang der Müldorfer Straße (in Richtung Holzlar).

Die Ära Kirste

Heute ist das große braune Hoftor zumeist verschlossen. Die Hofanlage, an der heutigen Müldorfer Straße 112 gelegen, wird schon seit vielen Jahren nicht mehr landwirtschaftlich genutzt; sie dient jetzt ausschließlich Wohnzwecken. Eigentümerin ist eine Tochter des 1977 verstorbenen Gutsbesitzers Paul Kirste, der den Hof 1933 erworben hatte. Paul Kirste stammte aus Jerka (liegt in Westpommern im heutigen Polen südl. von Posen). Er war nach dem ersten Weltkrieg zunächst nach Westfalen gekommen, wo er durch die Pacht und den Kauf von Privatmolkereien ein Betätigungsfeld fand. Auf Druck der Nationalsozialisten musste er diese jedoch aufgeben und zog mit seiner Ehefrau und den vier Töchtern auf den Hof in Bechlinghoven.

Mäzen und Förderer

Paul Kirste ist vielen Menschen als tatkräftiger Förderer der Ortsgemeinschaft in guter Erinnerung. Er war jahrelang Vorsitzender des Männer-Gesang-Vereins “Eintracht 1896” Pützchen-Bechlinghoven, später dessen Ehren- und Alterspräsident. Seine älteste Tochter, Dr. med. Gräfin Ingeborg von Luxburg, führte zu Lebzeiten die Familientradition bis zur Auflösung des MGV fort. Ihre Schwester Marianne Wrede unterstützt die örtlichen Aktivitäten nicht minder, insbesondere als großzügige Förderin der St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1928 Pützchen eV.

Verwalter

Gutsverwalter unter Paul Kirste auf dem Kirmeshof war Heinrich Lerch, der zeitweise auch Ortsvorsteher von Bechlinghoven war; ein Amt, das am 26.März 1945 auf Anordnung der (Britischen) Militärverwaltung geschaffen und am 1.4.1947 wieder abgeschafft wurde.

Kirmeshof und Kapitelshof

Ob der seit dem 19. Jahrhundert in der Literatur bekannte „Kirmeshof” mit dem erstmals im 13. Jahrhundert erwähnten „Kapitelshof” identisch ist, steht dahin, genauso wie die Frage noch ungeklärt ist, auf welchen Hof die in der Urkunde von 1299 erwähnten „Güter zu Bechlinghoven” entfallen.

Die Historiker sind sich nicht einig!

Während Rudolf Cramer und Hermann Thiebes eine Identität der beiden Höfe annehmen (vgl. „Die Honschaft Holzlar, Bechlinghoven und Kohlkaul mit ihrem Weistum von 1646, Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirks Bonn-Beuel, 1994, S. 36 f) verweist Carl Jakob Bachem (vgl. Seite 20 der Festschrift „700 Jahre Bechlinghoven“) auf eine weitere sehr große -inzwischen untergegangene- Hofanlage im heutigen Straßendreieck Alte Schulstraße 2 und Müldorfer Straße 106, die in der 1819 angefertigten Landkarte von Tranchot-Müffling noch eindeutig als solche zu erkennen ist.

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Maler Johannes Leszcynski (*3.1.1860, + 9.3.1937)

Im Archiv des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch hat Gerd Seidl einen Aufsatz unter dem Titel “Erinnerungen an die Familie Leszczynski”, aufgeschrieben 2010 von Adelheid Schmitz-Brodam, gefunden. Er zitiert daraus in einem Beitrag für den Pfarrbrief „Ennert lebendig“ (Ausgabe Ostern 2023):

Familie Leszczynski: Vater Johannes, Mutter Sophia, sowie die Töchter Helene (genannt Lene), Else, Johanna, Magdalena und Hanne wohnten im ehemaligen Doktorhaus der „Peiperschen Heilanstalt“ (Karmeliterstr. 3), wo der Vater als Gärtner arbeitete.

Johannes Leszczynski stammte aus der Provinz Westpreußen, seine Frau Sophie aus Oberschlesien. Geheiratet hatten die beiden 1886 in Berlin. Dort kamen auch die sechs Kinder zur Welt, eines starb kurz nach der Geburt. 1918 zog die Familie nach Pützchen. Mutter Sophia starb 1945. Die Töchter Johanna und Magdalena zogen 1957 zu ihrer Schwester Else nach Brakel, die dort als Bildhauerin arbeitete.

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DANKSAGUNG

Die Gestaltung dieser Station des Geschichtsweges wurde dank finanzieller Unterstützung von Marianne Wrede ermöglicht.

Wir danken dem Denkmal- und Geschichtsverein Bonn Rechtsrheinische e.V. für wertvolle Hinweise und die freundliche Überlassung von Fotos.