STATION 7: SCHUMACHERS MATTES
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INFORMATIONEN ZUR STATION 7: SCHUMACHERS MATTES
Das ist Mathias Schumacher (*1900, + 1986), genannt „Schumachers Mattes“, der hier auf einem Feld in Bechlinghoven mit seinem Ochsen (in Bechlinghovener Dialekt „met singem Ohrs“) fürs Erinnerungsfoto posiert! Der Ochse zieht einen Pflug.
Er lebte mit seiner Frau Maria (* 1894 + 1989) und den drei gemeinsamen Töchtern (Maria, Helene, genannt Leni, und Margret) auf seinem Hof an der Alten Schulstraße Nr. 1c.
Er war groß gewachsen -ca. 1,90 m- und bei genauem Hinschauen kann man auch seine Schuhgröße erahnen, die bei mind. Größe 48 lag.
Das alte Fachwerkhaus und einen Teil der Umfassungsmauern kann man heute noch sehen. Das Wohngebäude der ehemals dreiseitigen Hofanlage stammt aus dem 18. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz.
Das Wohngebäude ist in zwei Bauphasen errichtet worden. Ursprünglich wurde das Gebäude 1 1/2 geschossig errichtet. Es ist Ende des 19. Jahrhundert unter Wiederverwendung des Dachstuhls auf 2 Geschosse erhöht worden. Das Fachwerk der Außenwände besteht aus Eiche mit einzelnen Weichholzbalken.
Die Hofanlage steht auf einem Eckgrundstück an der historischen Verbindungsstraße zwischen Bechlinghoven und Pützchen. Bereits die Karte von Tranchot/v. Müffling (1803-1828) sowie die Urkarte von 1824 zeigen die enge Hofbebauung in diesem Bereich, die zusammen mit der Kernbebauung an der jetzigen Müldorfer- bzw. Glückstraße das Dorf Bechlinghoven bildet. Das Gebäude steht seit 1990 unter Denkmalschutz.
Außer dem Hof der Familie Schumacher gab es in Bechlinghoven noch drei weitere landwirtschaftliche Betriebe von nennenswerter Größe (den untergegangenen Kapitelshof nicht mitgerechnet):
Kirmeshof
Dem Kirmeshof ist eine eigene Station des Geschichtsweges gewidmet (Nr. 3)
Deshalb hier nur soviel:
Der Gutshof befindet sich auch heute noch an der Müldorfer Straße. Die Landwirtschaft ist dort seit Mitte der 1950er Jahre eingestellt, seither dient der Hof ausschließlich Wohnzwecken.
Zum Kirmeshof gehörte umfangreicher Grundbesitz in Bechlinghoven, z.B. an der rechten Seite der Müldorfer Straße zwischen den Straßen Im Bonnet und Im Blankert (seit den 1960er Jahren mit Wohnhäusern bebaut); ferner Ackerflächen direkt gegenüber der Hofanlage (heute bebaut mit Wohnhäusern Müldorfer Straße 55 -95) sowie Wiesen und Weiden entlang der Müldorfer Straße (in Richtung Holzlar).
Buchholzhof
Dieses große Anwesen in der Glückstraße 30 ist eine klassische 4- flügelige Hofanlage aus dem 18. Jahrhundert. Das Fachwerk ist überwiegend mit Ziegeln ausgemauert; wahrscheinlich waren die Gefache früher in traditioneller Weise mit Stroh und Lehm ausgefüllt, so wie es das Wohnhaus im Innenhof heute noch aufweist.
Dafür gab es in Bechlinghoven eine Lehmgrube, die der Kapitelshof unterhalten musste; sie lag in der Flur „In der Broichgasse“ (C.J. Bachem in Festschrift 700 Bechlinghoven S. 19), also gegenüber dem Buchholz-Hof.
Das Gebäude wies um 1970 erhebliche Schäden auf. Es wurde zwischen 1980 und 1999 von den damaligen Eigentümern Ingrid de Graaf und Fred Brouwers in vorbildlicher Weise restauriert und steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Der Buchholz-Hof war 1999 Veranstaltungsplatz der Feierlichkeiten zur 700-Jahr-Feier Bechlinghovens.
Zum Buchholz-Hof gehört ebenfalls umfangreicher Grundbesitz wie z.B. die Wiese direkt gegenüber oder zahlreiche zwischenzeitlich bebaute Flächen auf der linken Seite der Müldorfer Straße.
Hof der Familie Elles
Dieser Bauernhof ist seit 1974 aus dem Ortsbild verschwunden. Er stand an der Müldorfer Straße, wo heute das Haus der Familie Büsgen steht (Nr.124). Er war im Vergleich zu den anderen Höfen deutlich kleiner.
Schwere Arbeit
Die Arbeit auf dem Feld war schwer. Maschinen wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur in geringem Umfang eingesetzt, sie waren teuer oder standen überhaupt noch nicht zur Verfügung.
Der (Eisen-) Pflug, so wie ihn Schumachers Mattes benutzte, war um 1940, als das Foto entstand, Spitzentechnologie und machte die Kraft der Hoftiere wie Ochse oder Pferd nutzbar.
Hacke und Sense waren das Mittel der Wahl, wenn es darum ging, das Unkraut zwischen den Rüben zu entfernen oder Getreide zu ernten.
Es war eine mühselige Arbeit, dem eher kargen Boden rund um Bechlinghoven etwas abzugewinnen.
Hier finden sich eher nährstoffarme, leichte Sandböden. Der Westhang des Ennert weist sandigen Lehm auf. Über die Tonböden sickert Hangwasser, so dass sich entlang des heutigen Teufelsbachweges saure Wiesen bilden, die für eine einträgliche Landwirtschaft eher ungeeignet sind.
Die Felder wurden mit Getreide oder mit Futterpflanzen (Futterrüben, Klee oder Luzerne) bestellt.
Die Viehhaltung beschränkte sich auf ein paar Milchkühe im Stall, außerdem hielt man einen Ochsen als Zugvieh, hier und da stand auch ein Pferd auf dem Hof.
Eher verbreitet war die Ziegenzucht, die „Kuh des kleinen Mannes“, oder auch die Schafhaltung. Im Nachbarort Pützchen sind Schafherden belegt.
Bei der Erntearbeit halfen die Frauen und Kinder mit.
Mathias Schumacher gehörte zu den ersten Landwirten in Bechlinghoven, der einen Traktor einsetzte.
Mit diesem Fahrzeug konnte dann auch eine Dreschmaschine (mittels Transmission) betrieben werden (Marke: Hummel).
Die Maschinen waren teuer und mussten wirtschaftlich eingesetzt werden, deshalb drosch er nicht nur sein eigenes Getreide, sondern auch das anderer (kleinerer) Bauern als Lohnunternehmer.
Der nächste Schritt in der Entwicklung war auch in Bechlinghoven der Einsatz eines Mähdreschers. Das silbergraue Ungetüm gehörte dem Kohlenhändler Johann (genannt „Hennes“) Schneider, der seinen Betrieb an der Müldorfer Straße 47 unterhielt.
Jetzt konnte in einem Arbeitsgang das Getreide gemäht und mit der selben Maschine auch gedroschen werden.
Anekdote:
Nachbarschaftshilfe mit Ochsengespann
Peter Weber (Jahrgang 1950), letzter Inhaber der Firma Treppenbau Weber (1921 bis 2012), erzählt, dass Mathias Schumacher und sein Ochse nicht nur Feldarbeit verrichteten.
Das Ochsengespann konnte auch auf Bestellung als „Spedition“ genutzt werden.
Er erinnert sich daran, dass sich sein Vater Josef Weber, der in der Nachkriegszeit in zweiter Generation den Familienbetrieb führte, der Dienste von Mathias Schumacher und seines Ochsen bediente.
Und zwar dann, wenn es darum ging, eine in der Schreinerei an der Alten Schulstraße vorgefertigte Treppenanlage auszuliefern.
Hierbei mussten allerdings die „(s-)tierischen Bedürfnisse genau beachtet werden. Ein Transport konnte nur dann beginnen, wenn das Zugtier am Morgen zu Ende gefressen hatte. Erst dann wurde angespannt und der große Leiterwagen mit dem starken Ochsen davor setzte sich in Bewegung. Die Gesellen wiederum machten sich per Fahrrad zu Baustelle auf und nahmen als Gepäck das benötigte Werkzeug mit.
DANKSAGUNG
Die Gestaltung dieser Station des Geschichtsweges wurde dank finanzieller Unterstützung von Manfred Minder und dem Sebastianus-Verein Pützchen-Bechlinghoven e.V. ermöglicht.
Wir danken dem General-Anzeiger Bonn, dem Stadtarchiv Bonn, dem Denkmal- und Geschichtsverein Bonn Rechtsrheinische e.V., Frau Käthe Emmerich und dem Nachlass der Familie Minder für wertvolle Hinweise und die freundliche Überlassung von Fotos.