1784 wurde Beuel von einer Eishochwasser-Katastrophe heimgesucht. Der Beueler Geodät und Historiograph Manfred Spata begab sich auf die Spuren dieser Tragödie und hielt seine Erkenntnisse in knapper Form, aber mit reicher Bebilderung in einem Buch fest, das der Denkmal- und Geschichtsverein herausgegeben hat.
Dies stellte der Verein bis Ende Februar 2018 auf einer Sonderausstellung mit weiteren Exponaten zu diesem Jahrtausendhochwasser vor. Zur ständigen Erinnerung brachte der Verein an markanten Stellen Hochwassermarken an.
Zum Bericht im General-Anzeiger Bonn
Jahrtausend-Hochwasser 1784 – Der zugefrorene Rhein
Im Januar 1784 ist der Rhein zwischen Bonn und Beuel zugefroren, so dass er von Mensch und Gefährt überquert werden kann.
Das hält der kurfürstliche Hofmaler Francois Rousseau (oder sein Sohn Jakob) im Bild fest. In der Bildmitte die Doppelkirche von Schwarzrheindorf von Südwesten.
Mit dem anschließenden Tauwetter bricht das Jahrtausend-Hochwasser über die Region herein.
(Rheinisches Bildarchiv Köln, 2017)
Die Eiswasserkatastrophe
Im Februar 1784 bricht das Eis des zuvor zugefrorenen Rheins zwischen Bonn und Beuel auf, und mit einem gewaltigen Hochwasser, von bis dahin nie erlebtem Ausmaß, zerschlagen die schweren Eisschollen die Fachwerkhäuser der Dörfer von Beuel bis Gensem.
Das hält der kurfürstliche Hofmaler Francois Rousseau (oder sein Sohn Jakob) im Bild fest. Rechts im Hintergrund der Limpericher Finkenberg.
(Gutzmer, Chronik Bonn, 1988)
Um den Jahreswechsel 1783/84 hatte es einen ungewöhnlich strengen Winter gegeben, in ganz Europa. Im Januar 1784 war der Rhein zugefroren, streckenweise sogar bis auf den Grund, so dass er von Mensch und Fuhrwerk problemlos überquert werden konnte. So herrschte auch zwischen Bonn und Beuel ein reger Transitverkehr, den Rousseau im Bilde festgehalten hat, die Doppelkirche im Hintergrund (s. Abb.). Selbst Feste wurden auf dem Eis gefeiert, an denen sogar der Kölner Kurfürst teilnahm. Dieses Treiben hielt über Wochen an.
Mit dem schließlichen Tauwetter kam dann zugleich aber ein gewaltiges Hochwasser; das als das bis heute höchste aller Zeiten bekannt ist. Deshalb wird es „Jahrtausend-Hochwasser“ genannt. Natürlich waren davon wie alljährlich alle flussnahen Ortschaften von Dollendorf bis zur Siegmündung, auch die niedrig gelegenen Ortsteile von Geislar und Limperich, überschwemmt. Das Wasser stand diesmal aber so hoch, dass die Häuser völlig verschwanden; niemand hatte sich etwa auf dem Dachfirst in Sicherheit bringen können. Es reichte immerhin bis zur Höhe des heutigen Beueler Bahnhofs und bis knapp vor den heutigen Friedhof am Platanenweg. Selbst der Kreuzgang des Bonner Münsters war überflutet.
Die Katastrophe aber wurde erst vollkommen, als der Wasserdruck schließlich – es war der 25. Februar 1784 – auch die Eisbarriere aufbrach und gewaltige Eisblöcke losriss. Im Verein mit der gewaltigen Wasserkraft zermalmten sie alles, was ihnen im Weg stand. Kein Fachwerkhaus konnte ihnen standhalten. Und auch die Wein- und Obstgärten wurden hinweggefegt und selbst große Pappeln und Buchen radikal entwurzelt. Auch das hat Rousseau im Bild festgehalten (s. Abb., zugleich auf dem Buchdeckel) Schließlich waren alle rheinnahen Dörfer dem Erdboden gleichgemacht; nur einige ganz wenige Steinhäuser, darunter das Mehlemsche Haus in Beuel, hatten standhalten können. Im Ergebnis schließlich war auch die Wirtschaftsgrundlage der Menschen zerstört: Aus den Folgejahren werden Hungersnöte überliefert.
Die Erinnerung an diese Tragödie hat sich natürlich tief in das kollektive Gedächtnis der hiesigen Bevölkerung eingegraben. Niemand, der von seinen Vorfahren nicht auch davon gehört hat. In diesen Überlieferungen aber fehlt eine Information völlig: Dass es sich nämlich bei dem Unheil hier am Rhein um Teil einer weltweiten Umweltkatastrophe gehandelt hat. Die Menschen von damals hatten es einfach nicht erfahren. So habe wegen Vulkanausbrüchen auf Island die gesamte Insel evakuiert werden sollen, und allein in Italien seien 25.000 Menschen ums Leben gekommen.
Diese globalen Hintergründe sind in Bonn auch bis heute nicht publiziert. Jetzt erst ist der Beueler Geodät und Historiograph Manfred Spata ihnen nachgegangen. Seine Erkenntnisse hat er in knapper Form, aber mit reicher Bebilderung in einem Buch festgehalten, das der Denkmal- und Geschichtsverein herausgegeben hat:„Das Jahrtausend-Hochwasser von 1784 in Bonn und Beuel“. Darin sind auch alle originalen Zeitzeugenberichte aus unserer Gegend abgedruckt. Das schmale Buch ist im Bürgermeister-Stroof-Haus zum Preis von 5,- EUR zu haben und kann beim Verein auch telephonisch bestellt werden (Ruf 0228 / 422 14 664).